«Mein bestes Spiel zeigen»
WINTERTHUR. Sie ist erst 16 und bereits die beste Wasserball- torhüterin der Schweiz. Verhilft Noelle Nelson dem Frauenteam des Schwimmclubs Winterthur am Samstag zum Cupsieg?
Am Anfang war die Unsicherheit, wie das Team abschneiden würde. Mit Yesim und Feyza Muslu hatten zwei Leistungsträgerinnen die Winterthurer Equipe verlassen. Zwar war mit Nikoletta Kotsidou eine Spielerin der Extraklasse dazugestossen. «Aber wir wussten nicht, wie es mir ihr klappen würde», erinnert sich Torhüterin Noelle Nelson. Schon im zweiten Ernstkampf, im Cup-Viertelfinal, gelang jedoch ein Sieg über Schweizer Meister Ägeri. «Da haben wir gemerkt, dass wir als Team gewinnen können.»
Eine, die den Trainer fordert
Tatsächlich entschieden die Schwimmclub-Wasserballerinnen 2013 alle Spiele für sich. Das Prunkstück ist die Abwehr um Centerback Nadja Hartmann und Torfrau Nelson, die in den zehn Partien der National Waterpolo League nur 56 Gegentreffer zuliess. 2011 erstmals in der Damen-Liga im Einsatz, ist Nelson bereits Nationalspielerin – und beste Schweizer Keeperin. Macht die 16-Jährige auch im Cupfinal vom Samstag gegen Basel den Unterschied zugunsten von Winterthur?
«Noelle hat ihren Körper besser unter Kontrolle», erklärt Torhütertrainer René Moor den Leistungssprung der Keeperin im letzten Jahr. «Und sie hat inzwischen auch Erfahrung.» Nelson bringe «einen extremen Willen» mit. «Sie fordert auch den Trainer», lacht Moor, früher NLA-Goalie in Bern, Thun und Horgen. «Noelle will immer noch mehr wissen. Manchmal denke ich, dass ich mit ihr schneller vorwärtsmachen muss. Dabei sind wir schon jetzt weiter, als ich dachte.»
«Ich bin extrem stolz auf meine Mannschaft», gibt die Torhüterin das Lob weiter. «Ich habe nicht erwartet, dass wir als Team so wachsen. Durch die gute Verteidigung konnte ich Dinge ausprobieren und besser werden. Ich weiss, wenn ich etwas versaue, kommt es trotzdem gut.» Im Team sei es «wie in einer Familie». Auch für den Cupfinal ist Noelle Nelson optimistisch. «Ich weiss, dass Basel gewinnen will. Aber ich will mehr gewinnen. Ich will mein bestes Spiel zeigen. Ich bin sehr nervös, aber das bringt mir das nötige Adrenalin.»
Noelle Nelson hat sich viel vorgenommen. Auf dem Weg nach oben ist ihr der Support der Familie gewiss. Der Vater sitzt an den Spielen am Beckenrand und notiert, wo und wie seine Tochter pariert hat. Die Daten helfen ihr, sich weiter zu verbessern. «Wir reden zu Hause fast nur über Wasserball», schmunzelt Noelle. Ein erstes Zwischenziel hat sie schon erreicht. «Ich wollte bester Goalie der Schweiz werden. Das bin ich nun.»
Ab Sommer in der Sportschule
Und jetzt? «Ich möchte einmal professionell Wasserball spielen», sagt die Winterthurerin, die als Zwölfjährige aus der SLRG zum Ballsport wechselte. Die jetzigen vier Trainings in der Woche sind ihr zu wenig. Lieber würde sie zweimal pro Tag an Verbesserungen arbeiten. Schon bald werden es tatsächlich mehr Übungseinheiten werden. Ein paar Wochen noch ist Nelson Oberstufenschülerin. Nach den Sommerferien jedoch tritt sie in die United School of Sports über.
Für vier Jahre. Danach wird sie einen KV-Lehrabschluss aufweisen – und will bereit sein für den Sprung in eine Profiliga. Bis dann möchte sie mit Winterthur Schweizer Meister geworden sein. Ein erstes Mal gerne schon diese Saison. Die Voraussetzungen sind günstig: Das Team hat an Selbstbewusstsein gewonnen. «Das spüren die Gegner», hat Nelson bemerkt. Nur eines darf nicht passieren, und auch davon weiss die Torfrau: «Dass wir uns an das Siegen gewöhnen.»
Erstellt: 31.05.2013, 00:00 Uhr