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Endlich konkurrenzfähig

Aktualisiert: 8. Apr. 2021


«Wir sind nun gleich gut wie Schaffhausen, Basel und Genf», sagt der Winterthurer Trainer Radoslav Moldovanov.

Wasserball Cheftrainer Radoslav Moldovanov hat mit den Winterthurer Männern das Playoff zwar verpasst, doch etwas noch Wichtigeres geschafft: Das Team ist in der Nationalliga A ernst zu nehmen.

Ohne Lindner und Rickenbach

Radoslav Moldovanov, diese Saison haben sich die Winterthurer Wasserballer in der Nationalliga A etabliert. Sind Sie erleichtert?

Ich bin nun acht Jahre in Winterthur. Ein Zyklus im Wasserball dauert bei den Profis vier Jahre, bei den Amateuren vielleicht acht. Heute bin ich sehr zufrieden. Wir sind erfolgreich bei den Junioren, den U20-Damen, den Frauen - und nun auch bei den Herren, bei denen es am schwierigsten war. Da war für mich als Cheftrainer schon Druck. Wenn du immer verlierst, sind alle unzufrieden, und es gibt Unstimmigkeiten. Die Spieler verlieren die Lust am Wasserball. Die Wasserballer und die Personen von der Leitung haben viel von ihrer Freizeit investiert. Jetzt sind wir erfolgreich, und alle sind glücklich.

Gab es denn Spieler, die sich den Rücktritt überlegten?

Es gab eine Zeit, da haben sich ein paar Spieler Gedanken in diese Richtung gemacht. Auch die Verantwortlichen glaubten nicht zu einhundert Prozent, dass wir die Ziele erreichen. Wir haben mit Jahel Sawyer, Leo Müller oder Luca Henzi während des Zyklus Spieler verloren, die zu stärkeren Teams gingen. Mit Erfolg ist es besser. Wir gingen selbstbewusst in mehrere Spiele und haben ein paar Mal gewonnen, wo wir das nicht dachten.

Ihr Team hat aber nur das letztplatzierte Carouge und Schaffhausen je drei Mal besiegt

Ich plante nicht, dass wir gegen diese oder gegen jene Mannschaft gewinnen. Insgesamt rechnete ich mit etwas mehr Punkten. Aber gegen Basel verloren wir zwei Mal knapp, gegen Genf auch ein Mal, gegen Horgen lagen wir zwei Mal vorne. Es gab ein paar Mannschaften, gegen die wir auch hätten punkten können. Wir haben gezeigt, dass wir keine Mannschaft mehr sind, gegen die sich alle nur fragen, wie hoch der Sieg ausfällt.

Am Ende wurden die Playoffs verpasst, weil Schaffhausen in der letzten Partie Basel schlug und Winterthur noch überholt hat

Wir müssen lernen, selber darüber zu bestimmen, ob wir unsere Ziele erreichen. Hätten wir das erste Spiel gegen Basel gewonnen, wäre die Saison ganz anders verlaufen. Aber da spielten wir ohne Edi Alijagic. Später hat uns Marko Milovanovic lange gefehlt, Aneyrin Del Castillo auch, und ein paar Mal mussten wir auf Kaian Ammann verzichten. Das war sportliches Pech.

Welches ist der nächste Schritt?

Wir müssen immer Selbstvertrauen haben, noch ein Wassertraining mehr einbauen, und jeder Spieler sollte noch ein zusätzliches Mal individuell trainieren. Das müsste möglich sein, denn die Spieler sind hungrig und wollen noch öfter gewinnen. Sie wollen ihr Potenzial beweisen. Wir waren ja die jüngste Mannschaft in der Nationalliga A.

Der Start in die Saison ist Ihrem Team gut gelungen, der Abschluss auch. Dazwischen gab es aber ein Leistungsloch. Warum?

Mit den Siegen im Cup gegen Carouge und Basel, die letzte Saison beide vor uns klassiert waren, hatten wir unser erstes Ziel erreicht. Ich habe erwartet, dass die Kurve Mitte der Saison nach unten geht. Dass es nicht für die Playoffs gereicht hat, ist schade. Aber ich bin nicht enttäuscht. Wir haben gute Leistungen gezeigt und sind nicht mehr Letzte wie immer vorher. Wir sind nun gleich gut wie Schaffhausen, Basel und Genf. Und wir kamen im Cup ins Final Four, was niemand erwartet hat.

Auf diese Saison wechselten mit Nikola und Marko Milovanovic zwei Nationalspieler nach Winterthur. Vorher gab es nie solche Zuzüge. Interessieren sich nun noch mehr Wasserballer für den SCW?

Unsere Türen sind offen für alle Spieler. Aber sie müssen wissen, wie es in Winterthur funktioniert. Sie müssen hierher passen. Ich brauche keine super Spieler, sondern eine starke Mannschaft. Ich brauche keine Diven. Das habe ich auch mit Marko und Nikola besprochen, bevor sie zu uns kamen.

Bleibt das Team auf die nächste Saison beisammen?

Ja. Nur Mike Lindner wird aufhören, und Gian Rickenbach muss sich einer Operation unterziehen. Bei ihm ist es noch nicht klar, wie es weitergeht.

Die zwei sind Leihspieler aus Kreuzlingen. Kommen für sie zwei andere Leihspieler?

Darüber haben wir noch nicht gesprochen. Aber ich brauche nicht unbedingt neue Spieler. Ich möchte Julius Filleböck, Francesco Di Febbo, Jeremy Frei und Kevin Mancari mehr Minuten geben. Und Torhüter Gabriel Gebendinger hat in den letzten zwei Jahren grosse Fortschritte gemacht. Ihn möchte ich auch mehr einsetzen. Sie alle haben in der 2. Liga gespielt, wo wir wieder Erste geworden sind.

Er habe es in den letzten Jahren bemerkt, sagt Mike Lindner: «Ich verlor immer mehr die Motivation und die Lust, Wasserball zu spielen.» Er habe die letzten zwei Jahre in Winterthur sehr genossen, sagt der 19-Jährige, der im SC Kreuzlingen gross geworden ist und zuletzt nach Winterthur ausgeliehen war. Im SCW erhielt er mehr Wasserzeit in der NLA. «Aber jetzt werde ich ganz mit dem Wasserball aufhören.»

Auch Gian Rickenbach wird die nächste Saison nicht im SCW bestreiten. Er werde einen angeborenen Herzfehler operieren lassen, erklärt er. «Anschliessend werde ich eine Ruhepause einlegen und dann langsam wieder mit dem Aufbautraining, vermutlich erst zu Beginn des neuen Jahres, anfangen.» Er werde darum nächste Saison höchstens 1. Liga oder Nationalliga B in Kreuzlingen spielen. «Wie es mit der Saison 20/21 aussieht, ist noch offen. Eine Rückkehr nach Winterthur ist aber sicher nicht ausgeschlossen.» (skl)

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